Die Geschichte von CDKL5

Die Geschichte von CDKL5 beginnt mit dem Rett-Syndrom. Das Rett-Syndrom ist eine schwere neurologische Entwicklungsstörung, die erstmals von Dr. Andreas Rett, einem österreichischen Kinderarzt in den sechziger Jahren beschrieben wurde. Sein Original-Artikel "Über ein zerebral-atrophisches Syndrom bei Hyperammonemie" wurde im Jahre 1966 publiziert, erhielt aber bis in die achtziger Jahre wenig Aufmerksamkeit. Dr. Andreas Rett beschrieb schon in den Sechzigern die klinischen Symptome dieser schweren neurologischen Krankheit: betroffene Kinder entwickeln sich in der Regel normal bis zum 6.-18. Lebensmonat, dann folgt eine schwere Regression in der motorischen und kognitiven Entwicklung, die unter anderem zum Verlust der Kommunikationsfähigkeit, Problemen an der Wirbelsäule (Skoliose), stereotypischen Handbewegungen und epileptische Anfällen führt. Fortschritte in der Forschung und molekularen Diagnostik in den neunziger Jahren haben anschließend gezeigt, dass das Rett-Syndrom in der Mehrzahl der Fälle durch Mutationen im MeCP2-Gen (methyl-CpG-binding protein 2) verursacht wird.

Untersuchungen bei Patienten haben jedoch gezeigt, dass nicht alle Betroffenen Mutationen im MeCP2-Gen aufweisen. Diese Patienten zeigen ähnliche Symptome des klassischen Rett-Syndroms, zeigen aber keine normale Entwicklung der motorischen und kognitiven Fähigkeiten in den ersten Lebensmonaten und entwickeln kurz nach der Geburt epileptische Anfälle. Diese Patienten wurden daher jahrelang als "Atypische Rett-Syndrom" diagnostiziert und abgestempelt. Erst 2004 wurde ein zweites Gen entdeckt, dessen Mutationen diese atypische Form des Rett-Syndroms hervorrufen: Mutationen im CDKL5-Gen (cyclin-dependent kinase like-5). In den darauffolgenden Jahren wurde klar, dass Patienten mit Mutationen im CDKL5-Gen zwar Ähnlichkeiten mit dem klassischen Rett-Syndrom aufweisen, aber auch Unterschiede, so dass sie als eigene neurologische Entwicklungsstörung gehandelt werden sollten.

 

Was passiert bei CDKL5?

Patienten mit dem CDKL5-Gendefekt weisen bereits kurz nach der Geburt schwere motorische und kognitive Entwicklungsstörungen auf. Die Mehrzahl der betroffenen Kinder entwickelt unter anderem schwere epileptische Anfälle.

Um mehr über die klinischen Merkmale und Symptome der CDKL5-Störung zu verstehen, wurde im Jahre 2012 eine internationale Datenbank, die Daten betroffener Patienten weltweit zusammenfasst, etabliert. Dank der finanziellen Unterstützung der International Foundation for CDKL5 Research (IFCR), konnte die australische Forschungsgruppe, geleitet von Dr. Helen Leonhard, zahlreiche Daten und Patientenerfahrungen zusammentragen um ein klareres Bild der klinischen Symptome des CDKL5-Gendefekts zu definieren.

Die epileptische Anfälle beginnen generell im Alter von 6 Wochen, und ca. 90% der betroffen CDKL5-Patienten kämpfen täglich mit diesen Krampfanfällen. Die Behandlung der Epilepsie sieht generell die Verwendung von 3 oder mehr Antiepileptika vor. Andere häufig verwendete Behandlungsalternativen, die CDKL5-Patienten im Laufe der Jahre versucht haben, sind die ketogene Diät (ein Drittel der CDKL5-Patienten hat diese Methode mindestens einmal versucht) und die Vagusnervstimulation (ca. 20% CDKL5-Patienten hat diese Methode versucht). Epilepsie bleibt jedoch eine schwere Komplikation für die meisten Menschen mit einer CDKL5-Störung.

Dr. Leonhards Studien beinhalten auch Informationen über die motorische Entwicklung bei CDKL5-Patienten. Studien über die Entwicklung und Grobmotorik bei 76 Frauen und 21 Männern haben gezeigt, dass bei 88% der Patienten die Grobmotorik stark beeinträchtigt ist. Nur 17% der Frauen und ein Mann können sich selbständig fortbewegen (independent walking), während 56% der Frauen und 21% der Männer selbständig Sitzen können.

Patienten mit CDKL5-Gendefekt leiden zusätzlich an gastrointestinalen Problemen, wie Verstopfung und Reflux, Schlafstörungen und Atembeschwerden.

Text verwendet und übersetzt  mit freundlicher Genehmigung von Dr. Martyn Newey, supporting-cdkl5.co.uk, bearbeitet von Claudia Fuchs Phd Neurobiologin an der Universität Bologna, alle Angaben ohne Gewähr.